Als ich mir nach 7 Jahren als Schulsozialarbeiterin überlegt hatte, wie es mit mir beruflich weitergehen könne, lag für mich die Idee nahe, mich als Kommunikationstrainerin selbständig zu machen, denn ich hatte häufiger schulinterne Fortbildungen für Lehrer und Erzieher durchgeführt, sehr viel Spaß in der Arbeit mit Gruppen, durchweg ein gutes Feedback bekommen und weitere Anfragen. Die Idee reifte langsam, aber sie reifte und ich hatte richtig Lust darauf. Ich wollte selber entscheiden, wie ich arbeite und mit wem, wollte mir eigene Ziele setzen und mir meine Zeit selber einteilen. Ich war unzufrieden geworden und wollte etwas verändern. Irgendwann zog ich die Reißleine und beschloss zu kündigen. Ich freute mich auf die neue Herausforderung, aber auch Ängste beschlichen mich. Was würden wohl meine Verwandten, Freunde und Bekannten zu meinem Vorhaben sagen? Ich fühlte mich ein bisschen unwohl und wollte nicht, dass die Leute um mich herum denken, ich würde mich „überschätzen“ oder „übernehmen“. In meiner Familie gab es niemanden, der selbständig tätig war.
So kam es nun also, dass ich immer, wenn ich erzählte, dass ich gekündigt hatte und gefragt wurde, was ich nun beruflich machen würde, antwortete: „Ich VERSUCHE mich selbständig zu machen.“ Ich fand diese Antwort angemessen, denn ich wusste ja nicht, ob es klappen würde, irgendwie war es ja auch ein Experiment… Irgendwann fragte mich eine ehemalige Kollegin, warum ich denn immer sagte, ich würde VERSUCHEN, mich selbständig zu machen. Für sie klang das sehr zögerlich, nicht überzeugt genug und sie bestärkte mich darin, mein Vorhaben doch selbstbewusster nach außen zu vertreten. Ich fand, dass sie Recht hatte und sagte fortan: „Ich WILL mich selbständig machen.“ Überall, wo ich danach gefragt worden bin sagte ich: „Ich WILL.“ Genau! Ich versuchte nicht, ich WOLLTE. Eines Tages lief ich durch eine Einkaufszone und fand in einem Schreibwarenladen eine Karte, auf der stand: WOLLEN ist wie MACHEN – nur fauler.… Bumm, das saß… WOLLTE ich mich nun selbständig machen oder MACHTE ich mich nun selbständig? Ich MACHTE es! Und als ich nun gefragt wurde, sagte ich es mit geschwollener Brust, ganz selbstverständlich und mit Stolz und Freude und das war wichtig, wenn ich erfolgreich als Trainerin sein wollte.
Insbesondere in meiner NLP-Weiterbildung (Neurolinguistisches Programmieren) ging mir ein Licht auf. Mein Trainer damals machte es an einem einfachen Beispiel vor; er setzte sich auf einen Stuhl und sagte: „Ich KANN stehen.“ (dabei blieb er sitzen), „Ich WILL stehen.“ (dabei blieb er sitzen), „Ich MUSS stehen.“ (er blieb sitzen), „Ich WERDE stehen.“ (er blieb immer noch sitzen) und schließlich stand er auf und sagte: „ICH STEHE!“ Genau so ist es.
Immer wieder werde ich nun in meinen Seminaren und Coachings mit dem MÜSSEN, WOLLEN, VERSUCHEN, KÖNNEN usw. konfrontiert. Gerade, wenn es darum geht, Ziele zu verwirklichen, ist es wichtig, diese Modaloperationen der Möglichkeit oder Notwendigkeit (siehe NLP) zu identifizieren und diesbezüglich an sich zu arbeiten, um die eigenen Grenzen herauszufinden und ggf. zu erweitern. Und was MACHEN Sie?